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Umsetzung und Erfahrungen

Als Kooperationspartner konnte die Schulsozialarbeit der Hauptschule Lübbecke gewonnen werden. Die Referentinnen konnten der Planung entsprechend eingesetzt werden und waren alle bereits erfahren im Umgang mit jungen Menschen.

Die Exkursion zu Radio Westfalica konnte wegen Terminschwierigkeiten des Senders erst am Ende des Projektes stattfinden, statt wie ursprünglich geplant zum Einstieg, was jedoch kein Problem darstellte, denn so konnten die Mädchen ihre eigenen Erfahrungen beim Radiomachen besser mit der Vorgehensweise des Lokalsenders vergleichen und verfügten bei ihrem Besuch bereits über mehr Hintergrundwissen.

Die nachmittägliche Seminarreihe für die Mädchen begann mit der Klärung der Frage, was unter Radiojournalismus eigentlich zu verstehen ist, was ein Thema ist und wie sich ein solches bearbeiten lässt. Dabei wurde unter anderem herausgestellt, dass ein Thema für die jeweilige Zielgruppe relevant sein muss und dass ein und dasselbe Thema auf ganz unterschiedliche Arten aufgearbeitet werden kann. Die Mädchen überlegten sich zum Beispiel spontan, welche Beitragsinhalte zum Thema "Schuhe" oder "Partymachen" möglich wären und stellten dabei fest, dass sich auch zu scheinbar banalen Themen spannende Inhalte oder Arten der Präsentation finden lassen.

Im weiteren Verlauf des Seminars erlernten die Mädchen den richtigen Umgang mit Atem und Stimme, da dieser wichtig ist, wenn Texte für das Radio eingesprochen werden. Dazu wurden verschiedene Atem- und Stimmübungen gemacht, es wurde zwischen dem Sprechen mit besonders hoher und besonders tiefer Stimme gewechselt und dabei festgestellt, dass es für jede Person einen Bereich der Stimmlage gibt, in dem es sich am angenehmsten sprechen lässt. Durchgeführt wurden diverse Übungen zum Stimmansatz sowie Modulationsübungen.

Um im Radio besonders gut zu klingen ist es nützlich, Mundgymnastik zu betreiben, so dass zum Beispiel die Aussprache deutlicher wird. Darum übten die Mädchen mit Korken im Mund, mit lauterer und leiserer Stimme sowie schneller oder langsamer verständlich Texte zu sprechen. Hinzu kamen Übungen zur hochdeutschen Satzintonation. Nachdem die Mädchen gelernt hatten, wie dabei vorgegangen wird, sprachen sie Nachrichtentexte ein, wobei sie versuchten, die erlernten Techniken einzuhalten. Diese Übungen wurden aufgenommen, damit sie anschließend selbst beurteilen konnten, wie gut ihnen die Umsetzung gelungen war. Diese Sprechübungen fanden bei den Mädchen großen Anklang. Nicht nur machten ihnen die Sprechübungen mit dem Korken im Mund viel Spaß, sondern sie konnten am Ende der Seminareinheit auch eigene Erfolge feststellen.

Als nächstes wurde mit den Teilnehmerinnen geübt, Moderationstexte zu schreiben. Diese wurden anschließend im Studio eingesprochen. Anhand dieser Aufnahmen wurde mit den Mädchen eine Stimmanalyse durchgeführt.

Im weiteren Verlauf der Seminarreihe erhielten die Mädchen eine Einführung in verschiedene Interviewtechniken und lernten Beitragsformen im Radio kennen. Zur Übung erarbeiteten sie in Zweiergruppen selbst kurze Probeinterviews, welche im Studio eingesprochen wurden. Diese Probeinterviews wurden anschließend gemeinsam angehört und besprochen, um festzustellen, was gut gelungen war und was noch verbessert werden konnte.

Durch die Probeaufnahmen im Studio, die zur Einübung der Interviewtechniken und Vertiefung des Sprechtrainings gemacht wurden, erhielten die Mädchen nebenbei schon erste Einblicke in die Studiotechnik. Um den Mädchen die Angst vor dem freien Sprechen zu nehmen, gab es außerdem ein Anti-Lampenfieber-Training. Schließlich wurden erste Probeinterviews mit Passanten durchgeführt und gemeinsam analysiert.

Es folgte als nächste Einheit ein Wochenendworkshop mit einer geschulten Theaterpädagogin, in dem die Teilnehmerinnen ein Kommunikations- und Verhaltenstraining absolvierten. Ziel dieses Workshops war es, den Mädchen innerhalb von einem Tag für ihre spätere Tätigkeit hinter dem Mikro den Zusammenhang zwischen Körper und Stimme aufzuzeigen, das heißt, wie mit der Körperhaltung die Stimme bewusst beeinflusst werden kann.

Hierzu wurden nach einigen Kennen lern- und Aufmerksamkeitsspielen zunächst einige Übungen zur Erforschung der Bandbreite der Stimme gemacht. Begonnen wurde mit einigen Experimenten zur Wirksamkeit von Atem, das heißt, welche Wirkung hat es auf einen Hörer oder Beobachter, wenn ich Ein- oder Ausatmer gezielt an bestimmte Stellen setze, zum Beispiel bevor ich jemanden begrüße. Löst es Anspannung beim Gegenüber aus oder eher Entspannung und Wohlgefühl? Anschließend wurde damit begonnen, die Stimme aufzuwärmen, zum Beispiel mit einem Geräuschkreis, in dem die Mädchen quietschen, näseln, brummen, prusten und gackern konnten, hohe und tiefe, laute und leise Töne produzieren konnten oder das was ihnen bei anderen gut gefallen hatte auch einfach nur nachmachen konnten. Anschließend gab es einige Übungen, um den Einsatz der Lautstärke zu überprüfen. Wie laut muss ich sprechen, um gerade noch gehört zu werden (wenn ich dicht voreinander stehe, weit auseinander stehe, wenn jemand mit Lärm stört etc.).

Um zu zeigen, wie sehr der Körper die Stimme beeinflusst, wurde zunächst versucht für die grundlegenden Emotionen wie Trauer, Freude, Wut etc. typische Körperhaltungen zu finden. Bei der Trauer zieht den Körper alles nach unten, man lässt den Kopf und die Schultern hängen, bei der Freude zieht hingegen alles nach oben, beim Jubeln streckt man die Arme hoch, Körper und Kopf sind aufrecht, bei der Wut wiederum ist der Körper bis in alle Muskeln hinein angespannt. Nachdem die Teilnehmerinnen diese Körperhaltungen gefunden hatten, sollten sie versuchen, in der entgegen gesetzten Weise zu sprechen, also beispielsweise eine freudige Haltung einnehmen, jedoch einen traurigen Tonfall oder eine wütende, angespannte Haltung, aber einen erfreuten Tonfall. Es stellte sich heraus, dass dies schwierig bis unmöglich war und zeigte den Teilnehmerinnen, wie sehr der Körper die Stimme beeinflusst. Nun wurde geprobt, wie die richtige emotionale Haltung es der Stimme erleichtert, das Gefühl rüberzubringen und die Teilnehmerinnen sollten als abschließende Übung jeweils eine Wetterkarte in verschiedenen Gefühlslagen präsentieren: wütend, gelangweilt, ängstlich, gespannt oder traurig und ihre Stimme dabei mit entsprechenden Haltungen begleiten. Die Teilnehmerinnen hatten besonderen Spaß überängstlich oder dramatisch auf einen Sturm hinzuweisen oder völlig euphorisch auf Sonnenschein.

Um zu zeigen, dass Töne und Bewegungen sich gegenseitig beeinflussen und inspirieren können, wurde eine Übung gemacht, bei der jeweils eine Teilnehmerin Töne und Geräusche produzierte und eine andere Teilnehmerin spontan assoziierte Bewegungen ausübte, zum Beispiel Heulen einer Sirene und hektisches Rennen im Kreis, leises Zischeln und schleichen… Gemeinsam wurde festgestellt, dass einerseits die Geräusche den Spielerinnen Ideen für die Bewegungen lieferten, andererseits aber auch die Bewegungen Einfälle für weitere, anschließende Geräusche auslösten.

Im Folgenden bekamen die Teilnehmerinnen eine Auswahl von sechs einfachen und kurzen Gedichten, von denen sie sich eines aussuchen durften. Zunächst sollten sie neutral durch den Raum gehen und das Gedicht ein paar Mal laut vor sich hin lesen, bis sie sich damit vertraut gemacht hatten. Anschließend sollten sie das Gedicht mehrmals mit verstellter Stimme lesen und dabei mit der Stimme experimentieren, also bestimmte Stellen des Gedichts flüstern oder schreien, hoch oder tief, brummig oder piepsig lesen. Als drittes bekamen sie eine Auswahl von vier Bewegungen hinzu: laufen, in die Luft springen, hocken und schleichen. Sie sollten nun ausprobieren, wie die Bewegungen das Lesen beeinflussen, zum Beispiel, dass man beim Laufen tendenziell eher schnell und hektisch liest und beim Hocken eher langsamer und ruhig. Auch hier wurden die Teilnehmerinnen ermutigt, mal das Gegenteil zu probieren, das heißt beim Schleichen schnell zu lesen oder beim Rennen langsam. Mit all diesen Mitteln sollten sie sich nun eine kleine Performance des Gedichtes überlegen, die sie vortragen konnten. Die anderen Mädchen schlossen während des Vortrages die Augen und die Vortragende konnte sich durch den ganzen Raum bewegen und zusätzlich mit der Stimme experimentieren. Die Zuhörerinnen wechselten pro Gedicht die Zuhörposition zwischen Sitzen, Liegen und Stehen mit der Aufgabe, ihr Zuhörverhalten zu überprüfen. Viele Mädchen sagten, sie hätten im Liegen am Konzentriertesten zuhören können.

Mit allen erlernten Zusammenhängen von Körperhaltung, Bewegung und Stimme bekamen die Mädchen als Abschluss die Aufgabe in Kleingruppenarbeit ein kleines Hör-Spiel zu erarbeiten, das aus Stimmen, Tönen und Geräuschen bestehen sollte und in dem sie mit dem Einfluss von Bewegungen und Haltungen arbeiten sollten. Die vorgegeben Themen waren beispielsweise "Katastrophe auf der Titanic" oder "Mord im Altersheim". Dieses Hör-Spiel wurde wiederum dem Rest der Gruppe, die beim Zuhören die Augen schloss, wie ein Theaterstück live vorgespielt.

In einer abschließenden Feedbackrunde meldeten die Mädchen zurück, dass sie zusätzlich zu den erlernten Techniken um Einiges lockerer und selbstbewusster geworden seien. Tatsächlich waren die Übungen anfänglich von sehr viel verlegenem Kichern und Lachen begleitet gewesen und der Angst, sich mit der Übung vielleicht lächerlich machen zu können. Stück für Stück merkten die Mädchen jedoch, dass alle die Übungen mitmachten und dass man die besten Ergebnisse erzielt, wenn man sich nur auf die Übung konzentriert und nicht darauf, wie man dabei aussieht, denn - so stellten die Mädchen diese neu entdeckte Freiheit dar: "…das kriegt beim Radio ja eh keiner mit."

Nach diesem Wochendworkshop folgten mehrere Seminartermine, während der es um die konkrete Umsetzung der Sendung beziehungsweise der Planung der Sendungsinhalte ging. In einem gemeinsamen Brainstorming wurden diverse Ideen gesammelt. Geeinigt wurde sich auf das Thema "Magersucht", da dies ein Thema war, das alle Beteiligten interessierte. Außerdem wurde gemeinsam nach einem Namen der Sendung gesucht. Schließlich entschieden sich die Mädchen für den provokanten Titel "Ladykiller" und überlegten sich als Spruch für ihren Jingle: "Wer schön sein will, muss leiden!"

Nun musste genauer geplant werden, welche konkreten Inhalte eine Sendung zum Thema "Magersucht" haben könnte oder sollte. Geeignete Gesprächspartner und Beitragsformen wurden ausgewählt. Zunächst sollte ein ortsansässiger Arzt interviewt werden. Die Mädchen stellten eigenständig den Kontakt zu einem Arzt her, der sich für ein kurzes Interview zur Verfügung stellte. Dieses Interview nahmen die Mädchen mit einem portablen Minidisc-Gerät in seiner Praxis auf, nachdem sie eine Einführung in den Umgang mit dem Gerät erhalten hatten.

Das Minidisc-Gerät nutzten sie außerdem für Interviews mit Schülern sowie der Schulsozialarbeiterin ihrer Schule. Dabei konnten sie die gelernten Interviewtechniken gut Umsetzen.

An den Anfang ihrer Sendung wollten die Mädchen ein "Blitzlicht" stellen, in dem einzelne Worte, die sie mit dem Thema Magersucht assoziieren, nacheinander genannt werden sollten. Für diesen Beitrag gingen sie gemeinsam ins Studio, ein Mikrofon in ihrer Mitte, und sprachen der Reihe nach ihre Gedanken zum Thema in einzelnen Schlagworten ein.

Außerdem wurde ein Lehrer der Hauptschule Lübbecke mit Hilfe portabler Studiotechnik interviewt. Die Mädchen lernten, wie man diese anschließt und den Eingangspegel richtig aussteuert.

Für die Recherchen zur Sendung wurde in erster Linie das Internet genutzt. Aus den gesammelten Informationen stellten die Mädchen einen Infoblock zum Thema Magersucht zusammen, in Form eines gebauten Beitrags, der auch Musik und Geräusche enthielt. Um die passenden Geräusche zu finden, gingen die Mädchen eine Reihe von Geräusche-CDs durch und spielten diese eigenständig in den Rechner ein, nachdem sie gelernt hatten, wie das funktioniert.

Auch den Jingle ihrer Sendung produzierten die Mädchen selbst, bedienten dabei unter Anleitung bereits selbst die Studiotechnik. Es folgte ein Interview mit einer Mutter zum Thema Magersucht, das im Studio aufgezeichnet wurde. Auch dabei bedienten die Mädchen eigenständig die Technik.

Die Moderation sprachen die Teilnehmerinnen abwechselnd ein, damit alle einen ähnlichen Wortanteil hatten. Hierbei erwiesen sich das vorherige Sprechtraining und das Kommunikationstraining als hilfreich, welche ihnen das freie Sprechen erleichterten, welches in einer Moderation lebendiger klingt als ein abgelesener Text.

Um die Inhalte zu vervollständigen, musste noch die Musikauswahl für die Sendung getroffen werden. Diese war gut durchdacht, die Mädchen bemühten sich darum, Musikstücke zu finden, die textlich zum Thema ihrer Sendung passten.

Nachdem alle Inhalte aufgezeichnet waren, lernten die Mädchen an mehreren Seminarnachmittagen die Schnitttechnik ausführlich kennen und schnitten unter Anwendung des digitalen Schnittprogramms Cutmaster eigenständig an ihren Beiträgen und fügten diese zu einer Sendung zusammen.

Abschließend wurde der grobe Schnitt noch mal verfeinert und es wurde gemeinsam in die fertigen Beiträge hinein gehört, um mögliche Fehler noch korrigieren zu können. Nachdem sämtliche Verbesserungen vorgenommen worden waren, wurde die Sendung vom Rechner auf eine Minidisc überspielt und an Radio Westfalica übergeben.


































































































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